STATION 4: AGRARCHEMIE
Unsichtbare Riesen?
Der Aufstieg einer Branche
Chemisch-synthetische Dünge- und Pflanzenschutzmittel sind spätestens seit den 1950er Jahren elementarer Bestandteil konventioneller Landwirtschaft – nicht zuletzt politisch gewollt mit Blick auf Ernährungssicherheit und Wirtschaftsförderung. Und tatsächlich konnten durch den Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln enorme Ertragssteigerungen erzielt werden. Die Agrarchemie ist heute eine der größten und einflussreichsten Forschungs- und Industriezweige Deutschlands mit mehr als 50.000 Arbeitsplätzen und einem jährlichen Umsatz allein im Pflanzenschutzmarkt von etwa 1,2 Mrd. Euro. In den letzten Jahren hat sich die Marktkonzentration in der Agrarindustrie deutlich verstärkt. Betrachtet man die vier umsatzstärksten Unternehmen auf dem Pflanzenschutzmittelmarkt, so hat sich deren Marktanteil über einen Zeitraum von 24 Jahren mehr als verdoppelt. Solche Konzentrationsprozesse finden nicht nur in der Agrarchemie statt, sondern auch in der Pflanzenzüchtung.
Risiken, Regulierungen und die „gute fachliche Praxis“
In der konventionellen Landwirtschaft ist Pflanzenwachstum relativ gut kontrollierbar. Bei unsachgemäßer Anwendung können chemisch-synthetischer Pflanzenschutz und mineralische Düngung jedoch auf lange Sicht Böden und Gewässer belasten und die Artenvielfalt beeinträchtigen. Gesetzlich darf Pflanzenschutz daher nur gemäß „guter fachlicher Praxis“ ausgeführt werden. Damit ist die Einhaltung anerkannter Anwendungsregeln unter Beachtung der Grundsätze des Integrierten Pflanzenschutzes gemeint. Die bayerische Staatsregierung strebt an, den Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel bis 2028 zu halbieren.
.
Neue Herausforderungen und der Schulterschluss von Agrarchemie und Agrartechnik
Wirtschaftlicher Druck, gesetzliche Auflagen und ökologische Forderungen befördern auch den Zusammenschluss von Unternehmen der Agrarchemie und -technik, etwa im Precision Farming – die großen Branchenverbände sprechen dabei von einem „notwendigen Schulterschluss“5: Mittels digitaler Technologien können Pflanzenschutz- und Düngemittel noch gezielter und sparsamer dosiert werden. Für Landwirte bietet dies neue Möglichkeiten, zugleich entsteht eine neue Konzentration von Marktmacht über landwirtschaftlich genutzte Betriebsmittel.
Für weitere Informationen sowie verwendete Literaturangaben stehen Ihnen in angefügter PDF-Datei alle genutzten Quellen per Download zu Verfügung.
Das Video zeigt den Moderator des KNeDL, Christian Metz, sowie Klaus Gehring von der LfL, die über die im Feldlabor untersuchten Varianten des Pflanzenschutzes berichten. Es werden Aufnahmen der Personen und des Feldlabors sowie der eingesetzten Technik gezeigt: